Die Klimakrise ist menschengemacht. Sie erstreckt sich über die ganze Welt, sie rollt rasant auf uns zu und verschärft sich von Jahr zu Jahr. Die internationale Wissenschaftsgemeinschaft ist sich einig: Es braucht eine radikale Abkehr von bestehenden Systemen, um die die globale Erderhitzung und ihre Folgen eindämmen zu können. Der Bau des Lobautunnels wirkt gegen die international verpflichtenden Ziele des Klimaschutzes. Zu dem Schluss kommt eine Studie der TU Wien.

1,5 Grad Erderhitzung bereits bis 2030 erreicht

Im August 2021 schlägt der Weltklimarat Alarm. Die Klimaerhitzung und viele ihrer Folgen rollen mit großen Schritten auf uns zu. Ohne schnelle, groß angelegte Maßnahmen kommt es schon im kommenden Jahrzehnt zu einer Erhöhung der weltweiten Durchschnittstemperaturen um 1,5 Grad. Die Folgen wären dramatisch. Die Forscher:innen des Weltklimarates sind sich einig: Allein die radikale Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen kann dem entgegenwirken.

Der UN-Generalsekretär António Guterres twittert dazu:

Wien wird bis 2040 klimaneutral

Die Folgen der Klimakrise werden auch in Wien immer spürbarer. Die Wiener Stadtregierung hat sich daher das ambitionierte Ziel gesetzt bis 2040 CO2-neutral zu sein. Keine leichte Aufgabe, sind doch die Treibhausgasemissionen seit 1990 relativ gleich hoch geblieben.

Das Problem mit dem Verkehr

Der jährlich erscheinende Klimaschutzbericht zeigt deutlich: Ein riesiges Problem hat der österreichischen Verkehrssektor. Während die Gesamtemissionen in Österreich seit 1990 praktisch unverändert geblieben sind, verzeichnet der Verkehrssektor ein Plus von 10,2 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent bzw. 74,4 %. Der Anteil des Verkehrssektors an den Gesamt-Treibhausgas-Emissionen ist damit von 18% (1990) auf 30% (2019) gestiegen. (Umweltbundesamt 2021) Auch Wien hat ein Problem mit dem Verkehrssektor. Trotz massivem Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes und des beeindruckenden Verkaufs von 852.300 Jahreskarten (Stand 2019), sind die Treibhausgasemissionen des Verkehrssektors von 2,2 Mio. Tonnen (1990) auf 3,3 Mio. Tonnen (2019) gestiegen und machen somit 42% der gesamten Wiener Treibhausgasemissionen aus. (MA 20 2021).

Die Auswirkungen der Lobauautobahn

Der Bau des Lobautunnels wirkt gegen die beschlossenen Ziele der Verkehrsmittelwahl und gegen die international verpflichtenden Ziele des Klimaschutzes.“

(ZITAT: KNOFLACHER ET. AL/TU WIEN)

Zu dieser Erkenntnis kommt eine Studie der TU Wien, die sich im Auftrag der MA 18 die Auswirkungen der Lobauautobahn auf die Stadt Wien angeschaut hat. Demnach führt der Bau des Lobautunnels zu einer massiven Verschiebung zugunsten des Autoverkehrs im Donauquerschnitt und reduziert den Anteil des Öffentlichen Verkehrs. Auch die Kombination von Lobautunnel, Parkraumbewirtschaftung und Ausbau des Öffentlichen Verkehrs kann den Einbruch im öffentlichen Verkehr im Donauquerschnitt nicht ausgleichen. (Knoflacher et. al) Diese Verschiebung zu Gunsten des Motorisierten Individualverkehrs (= PKWs, Motorräder,…) führt damit zum Anstieg des Treibhausgasausstoßes. So spricht das Umweltverträglichkeitsgutachten von 22 Mio. kg CO2 die jährlich im Zuge der Bau- und Betriebsphase anfallen.

„Mit aller Deutlichkeit muss […] festgehalten werden […], dass von keinem Ausbau der hochrangigen Straßenverkehrsinfrastruktur positive direkte Wirkungen auf den Klimaschutz ausgehen können: Diese Grundaussage bestätigen letztlich auch die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung.“ (Zitat: Robert Lechner/Pulswerk) In Anbetracht der Klimakrise und ihrer Folgen für alle Bewohner:innen der Weltkugel stellt sich daher die Frage, ob ein Projekt, dass diese Krise nur noch weiter befeuert, weiterhin forciert werden sollte.

Quellen:

Knoflacher, Hermann/Frey, Harald/Ripka, Igor/Leth, Ulrich: Auswirkungen der Lobauautobahn auf die Stadt Wien, TU Wien

Lechner, Robert: S1/6. Donauquerung und Effekte für den Klimaschutz, Fachstellungnahme, Pulswerk

Magistratsabteilung 20 (2021): Energiebericht der Stadt Wien, Wien

Umweltbundesamt (2021): Klimaschutzbericht 2021, Wien

Kommentiere den Artikel

Bitte gebe deinen Kommentar ein!
Bitte gebe hier deinen Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.