Regenbogenschutzweg in Wien

Weltweit werden Zebrastreifen in Regenbogenfarben gestrichen. Ob Atlanta, London, San Francisco, Seattle, Sydney, Taipei, Toronto oder Wien. Im Juni 2019 wurde Wiens erster Regenbogenschutzweg am Rathausplatz beim Burgtheater eröffnet. 2 Jahre später ist Wien um einiges bunter und vielfältiger geworden. Einige Bezirke setzen damit ein klares Zeichen für Toleranz, Akzeptanz und Gleichberechtigung.  

Der Regenbogen ist ein Symbol für die LGBTIQ-Community und weltweit sind Regenbogenschutzwege für Städte zu einer Möglichkeit geworden, Unterstützung und Akzeptanz für die dort lebenden queeren Menschen zu zeigen.  

Das beliebte Gegenargument von rechtskonservativen Parteien ist meist, dass ein solcher Zebrastreifen zu einer Spaltung führt, da er nur eine bestimmte Minderheitengruppe unterstützt und außerdem unnötig Steuergeld kostet.  

Tatsache ist, dass Regierungen auf allen Ebenen Geld für nicht lebensnotwendige Projekte ausgeben, die zur Verschönerung der Stadt oder des Grätzls beitragen. Ob offene Bücherschränke, neue Sitzgelegenheiten oder eben Regenbogenschutzwege – diese Verschönerungen machen die Grätzl, Bezirke oder Städte lebenswerter.  

Auch beliebt als Gegenargument von rechtskonservativen Parteien: „Die bunten Zebrastreifen lenken doch nur vom Verkehr ab und verursachen Unfälle.“ – Tatsache ist, dass die bunten Zebrastreifen sogar für mehr Sicherheit sorgen. 

Während Regenbogenschutzwege und Fahnen an öffentlichen Gebäuden ein Symbol und Zeichen des Miteinanders und der positiven Unterstützung ist, darf es nicht nur bei der Symbolik bleiben. Es braucht das klare Bekenntnis zur LGBTIQ-Community. Die Stadt Wien bekennt sich dazu, dass alle Menschen in Wien ihre Lebens- und Liebesentwürfe gesellschaftlich akzeptiert und frei von Diskriminierung leben können. Daher hat die Stadt Wien 1998 die Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) ins Leben gerufen. Sie fungiert als Schnittstelle zwischen der Community, Politik und Verwaltung und fördert Kleinprojekte.  

Die Stadt Wien versucht in allen Bereichen LGBTIQ-Lebensrealitäten einfließen zu lassen. Im aktuellen Regierungsabkommen der Fortschrittkoalition SPÖ-NEOS wird betont, dass die Sichtbarkeit erhöht und die Community gestärkt werden soll. Die Regenbogenparade ebenso wie das Pride Village sollen auch weiterhin unterstützt werden, damit Wien auch weiterhin die Regenbogenhauptstadt Europas bleibt. Förderungen im LGBTIQ-Bereich sollen weiter ausgebaut werden, um Vereine und

Pride Village vor dem Wiener Rathaus

Institutionen zu stärken. Wien war und ist Vorreiterin im Bereich der Antidiskriminierung von LGBTIQ-Personen: im Jahr 2004 wurde mit dem Wiener Antidiskriminierungsgesetz ein Meilenstein gesetzt. Es wird Zeit, dass auch auf Bundesebene nachgezogen wird, damit der Diskriminierung von L GBTIQ-Personen ein Riegel vorgeschoben wird. Deshalb fordert die Stadt Wien unter anderem die Erweiterung des Diskriminierungsschutzes aufgrund sexueller Orientiert (Levelling-Up), die Aufhebung des Blutspendeverbots für Männer, die mit Männer Sex haben, das flächendeckende Monitoring im Zusammenhang mit vorurteilsmotivierter Gewalt (Hate Crime), sowie das Verbot von medizinisch und chirurgisch nicht notwendigen Eingriffen an intergeschlechtlichen Kindern. Außerdem fordert die Stadt Wien vom Bund eine Entschuldigung, Entschädigung und Rehabilitierung von Personen, die in Österreich wegen ihrer sexuellen Orientierung strafrechtlich verfolgt und verurteilt wurden, durch die Republik Österreich. Queere Geschichte und Kunst soll in Wien verankert werden und somit zu einem selbstverständlichen Teil der Stadtgeschichte werden. In diesem Zusammenhang soll auch ein Denkmal für homosexuelle Opfer des NS-Regimes errichtet werden. Im Bildungsbereich – vom Kindergarten bis hin zum außerschulischen Bereich – wird ein Regenbogenschwerpunkt mit unterstützenden Materialien und Fort- und Weiterbildungen für Mitarbeiter:innen eingeführt. Wien will durch ein queeres Jugendzentrum mehr Raum für queere Jugendliche im außerschulischen Bereich schaffen.  

Frau mit Händen bemalt in den LGBT Farben

Zebrastreifen sind Kreuzungen zwischen Autofahrer:innen und Fußgänger:innen. Wer schon einmal am Straßenrand stand und spürte, wie der Wind an einem vorbei peitschte, wenn ein LKW vorbeifuhr, kennt den Unterschied zwischen Macht und Verletzlichkeit. Im Straßenverkehr müssen oder sollten die Verkehrsteilnehmer:innen auf einander Rücksicht nehmen. Ähnlich ist es mit dem Umgang der Realität von Menschen, die mit Diskriminierung aufgrund ihrer Sexualität, Geschlecht, Religion oder Herkunft zu kämpfen haben – es braucht Rücksichtnahme, Verständnis und Unterstützung. Der Zebrastreifen ist eine Erinnerung an diejenigen von uns, die Macht haben, auf andere Menschen zu achten, ihre Vorfahrt zu respektieren und sie unversehrt passieren zu lassen.  

Die Regenbogenschutzwege tun all das, was die altbekannten weißen Zebrastreifen tun, während sie gleichzeitig die Mitglieder der LGBTIQ-Community wissen lassen, dass sie das Grätzl, den Bezirk und die Stadt hinter sich haben, während sie ihren Weg gehen. Damit sind sie das (Steuer-)Geld locker wert und machen Wien noch lebens- und liebenswerter.  

Quellen: 

https://www.derstandard.at/story/2000104455943/wiener-zebrastreifen-erstrahlt-als-regenbogen

https://www.lgbtqnation.com/2017/05/can-walk-pride-cities-permanent-rainbow-crosswalks/

https://www.governing.com/archive/gov-san-francisco-rainbow-crosswalks.html

https://metro.co.uk/2019/08/20/uks-first-lgbt-rainbow-road-crossing-unveiled-london-10603482/

https://www.wien.gv.at/kontakte/wast/politik.html

https://www.wien.gv.at/regierungsabkommen2020/stadt-der-kultur-und-des-respektvollen-miteinanders/lesbisch-schwul-bi-trans-inter-queer-lgbtiq-wien-ist-regenbogenhauptstadt/

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