Der Kauf-nix-Tag wurde 1992 vom Künstler Ted Dave ins Leben gerufen und ist seither die Gegenveranstaltung zum bekannten „Black Friday“. Statt den Rabatten und Angeboten der Kaufhäuser am Beginn der Weihnachtszeit zu verfallen, übt man sich stattdessen im 24-stündigen freiwilligen Konsumverzicht. Doch inwiefern können wir auf Konsum verzichten und welche Rolle spielt der individuelle Kaufverzicht bei der Schonung der natürlichen Ressourcen? Ein Erklärungsversuch in zwei Teilen.

Vom Individuum zum System

Welche Rolle kann das Individuum bei der Beeinflussung des globalen Fußabdrucks spielen?

Eine Antwort, die von diversen politischen Gruppierungen kommt, um auf den steigenden Verbrauch einzugehen, ist der individuelle Konsumverzicht. Ein Kauf-nix-Tag, an dem ich nichts Neues kaufe. Doch bringt das überhaupt etwas?

Materialfußabdruck Österreich 2011
Quelle: WU Wien (2016)

Eine Studie der WU Wien zufolge, sind die privaten Haushalte mit 47% die größte Konsumgruppe. Ihr Materialfußabdruck geht hauptsächlich auf die Bereiche Lebensmittel und Wohnen zurück.

Folgende Abbildung zeigt den Materialfußabdruck des privaten Konsums nach Produkt- und Dienstleistungsgruppen für die Jahre 1995 bis 2011:

Folgende Abbildung zeigt den Materialfußabdruck des privaten Konsums nach Produkt- und Dienstleistungsgruppen für die Jahre 1995 bis 2011:
Quelle: WU Wien (2016)

Die Ursache für den ansteigenden Materialfußabdruck sehen die Autor:innen jedoch nicht zwangsläufig bei der gestiegenen Konsumation der Konsument:innen. Ein wichtiger Teil des erhöhten Materialfußabdrucks kann auch auf Veränderungen in der Produktionskette basieren, etwa wenn mehr Vor- und Zwischenprodukte in die Produktionsketten einfließen oder die Produktion in Länder ausgelagert wurde, in denen die Ressourceneffizienz der eingesetzten Technologien niedriger oder der Energieaufwand größer ist (z.B.: wenn die vorherrschende Energieform Kohle ist).

Um sich ein genaueres Bild darüber zu machen, stellt man die Entwicklungen der Konsumausgaben den oben gezeigten Materialfußabdrücken gegenüber. Damit kann man zumindest eine Tendenz ableiten, ob die Anstiege eher auf einem Mehrkonsum der Konsument:innen oder auf Veränderungen in den Produktionsketten beruhen.

Ein Beispiel: Die realen Konsumausgaben für den Bereich „Möbel“ sind im Zeitraum von 1995 bis 2011 um etwa 11% angestiegen. Der entsprechende Fußabdruck jedoch um über 50%. Dies kann bedeuten, dass der weit größere Teil des Zuwachses entlang der Produktionsketten zu finden ist. Jedoch kann auch das Preisniveau eine Rolle spielen, etwa wenn Konsument:innen im Jahr 2011 tendenziell billigere Produkte als im Jahr 1995 kauften. Anders verhält es sich zum Beispiel im Bereich elektronischer Geräte. Hier haben sich die realen Konsumausgaben im entsprechenden Zeitraum versechsfacht, der Fußabdruck stieg jedoch nur um einen Faktor 3. Dies bedeutet, dass Konsument:innen entweder mehr oder deutlich teurere Produkte konsumierten, der Einsatz von Rohstoffen pro Euro Endkonsum über den Zeitraum jedoch zurückging.

Die Verantwortung der Konsument:innen

Für die Entwicklung nachhaltiger Produktions- und Konsummuster spielt der private Konsum eine zentrale Rolle. Das ressourceneffizienteste Produkt ist noch immer das Produkt, das ich gar nicht brauche. Danach sollte es einen niedrigen Ressourcenverbrauch aufweisen, wiederverwertet oder repariert, mechanisch oder chemisch recycelt werden, bevor es letztendlich im Abfall landet. Folgende Abbildung zeigt die Abfallpyramide nach Priorität:

Ressourcenverbrauch Reihenfolge
Grafik: Autorin

Konsummuster sind jedoch komplex und werden von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren bestimmt. Dazu zählen Aspekte wie gesellschaftliche Normen und Moralvorstellungen, sowie Bildung, Werbe- und Marketingeinflüsse, Preise und Kosten, Angebote und Alternativen, verfügbare Technologien, aber auch das Einkommensniveau.

Während ich als Individuum – und das auch abhängig davon, welches Einkommen mir zur Verfügung steht – jedoch Einfluss auf manche Gewohnheiten haben kann (ein Großteil unseres Materialfußabdruckes im Lebensmittelbereich basiert auf unserer tierischen Ernährung), ist die Änderung der Produktionsweisen (Bsp.: bessere Ressourceneffizienz, Einsatz von Rezyklaten, Nutzung von erneuerbarer Energie, usw.) und Produktdesigns (Bsp.: Reparatur von Geräten ermöglichen, Verlängerung der gesetzlichen Gewährleistungsfristen, Lebensdauer von Produkten erhöhen, usw.) außerhalb meines direkten Einflussbereiches und bedarf daher politischer Lösungen. Am Ende wird wohl beides nötig sein: eine Änderung der individuellen Konsumgewohnheiten, wie auch systematische Änderungen, die nur die Politik vorgeben kann.

Quellen

Planetare Grenzen: https://www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries/the-nine-planetary-boundaries.html

Global Footprint Network: https://www.footprintnetwork.org/

Welterschöpfungstag: https://www.overshootday.org/about-earth-overshoot-day/

Ökologischer Fußabdruck: https://www.footprintnetwork.org/our-work/ecological-footprint/

Globaler Fußabdruck: https://data.footprintnetwork.org/?_ga=2.17225084.473059460.1634896200-1030761338.1634896200#/

BMK (2020): Ressourcennutzung in Österreich 2020; Band 3, Wien WU Wien (2016): Nachhaltiger Konsum; Inputpapier für die Implementierung von RESET2020, Wien

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