54k Follower auf TikTok, 60k auf Instagram, Millionen von Views – Toxische Pommes ist ein österreichisches Internetphänomen. Mit ihren Videos bringt sie täglich tausende Follower zum Lachen und auch zum Nachdenken, sie drückt den Finger in gesellschaftliche Wunden und bohrt so richtig gut darin herum.

Wir haben ihr ein paar Fragen gestellt:

Politikon: Liebe Pommes, wie wird man als quirky Millenial zu einer coolen TikTokerin?

Toxische Pommes: Ich glaube, ich wurde noch nie von jemandem als quirky bezeichnet 🙂 Es war Lockdown, mir war langweilig und ich dachte mir nach stundenlangem Scrollen auf TikTok, dass ich auch mal selbst versuchen möchte, ein Video zu machen.

Politikon: Warum machst du so viele politische und gesellschaftskritische Inhalte? Du könntest auch nur mit tanzen, andere Millenials dissen oder Mit-Sonnenbrille-an-der-Kamera-vorbei-schauen und bunten Lichtern Fame kriegen (so wie _erti.s)?

Toxische Pommes: Ich kann leider nicht tanzen. Ich wollte über die seltsamen und oft widersprüchlichen Phänomene in unserer Gesellschaft sprechen, die mir immer wieder aufgefallen sind und Erlebnisse teilen, die mich oft jahrelang beschäftigt haben.

Politikon: Viele deiner Videos thematisieren die kulturellen Unterschiede zwischen Balkan und Österreich, die du aus deinem Hintergrund gut kennst. Wieviel Alltagsrassismus begegnet dir in Wien? Wie gehst du mit den „Laurenzen[1]“ dieser Welt um, ärgern sie dich? Schaust du über ihr unreflektiertes Privileg hinweg? Wie wars am Juridicum zu studieren?

Toxische Pommes: In Wien zwar deutlich weniger als in Niederösterreich, wo ich aufgewachsen bin und oft alltagsrassistische Aussagen über mich oder meine Familie hören musste und Diskriminierung aufgrund meiner Herkunft erlebt habe – z.B. in der Schule oder auf der Straße, wenn ich mit meinen Eltern auf der Straße B/K/S gesprochen habe. Dass mich jemand in Wien auf der Straße beschimpft hat, weil ich B/K/S spreche, ist mir zwar bis dato nicht passiert, das heißt aber nicht, dass es keine anderen Formen von Alltagsrassismus gegenüber Angehörigen der Ex-Jugo-Community in Wien gäbe. Nichtsdestotrotz denke ich, dass der Alltagsrassismus gegenüber der Ex-Jugo-Community in Wien mittlerweile weniger geworden ist, sich aber dafür auf andere ethnisch-religiöse Gruppen verlagert und zugespitzt hat.

Toxische Pommes

Zum Umgang mit Laurenzen: Ich gehe nicht durch die Welt und erkläre Menschen, was sie tun sollen und was nicht – das kann und muss im Endeffekt jede:r von uns selbst für sich selbst wissen und entscheiden. Dazu gehört auch das Checken von Privilegien und was man mit diesem Wissen macht. Ich versuche in meinen Videos auf humorvolle Art auf systematische gesellschaftliche Phänomene und ungerechte Machstrukturen hinzuweisen und nicht, einzelne Personen zu bashen. Der Lorenz aus meinen Videos ist ein verdichteter Charakter, der einige dieser gesellschaftlichen und systematischen Probleme vereint.

Am Juridicum war ich sehr zweigeteilt: Auf der einen Seite mochte ich das Studium sehr gerne, weil mich die Materie fasziniert, aber auf der anderen Seite empfand ich die soziale Struktur am Juridicum als sehr einengend, konservativ und nicht besonders einladend: Diversität gab es unter dem wissenschaftlichen Personal kaum; als ich angefangen habe, am Juridicum zu arbeiten, war ich an meinem Institut die einzige Person mit nicht-österreichischem Namen. Klassismus stand an der Tagesordnung.

Toxische Pommes TikTok

Politikon: In einem anderen Interview erzählst du, dass du Angst vor Hamstern hast. Das ist allgemein sehr verständlich, warum ist es bei dir persönlich so?

Toxische Pommes: Es macht mich nervös, wie schnell sie kauen.

Politikon: Letzte Frage: was brauchen wir als Gesellschaft in deinen Augen, um ein „gutes Leben für Alle“ umsetzen zu können?

Toxische Pommes: Aufzeigen und Aufbrechen von bestehenden Machstrukturen

Politikon: Vielen Dank für deine Zeit, wir freuen uns schon auf dein nächstes Video!

Neugierig auf mehr? Du kannst Toxische Pommes auf Instagram und TikTok folgen.


[1] „Laurenz“ ist eine der Rollen, in die Toxische Pommes in ihren Videos schlüpft: ein weißer, privilegierter und woker junger Mann

Kommentiere den Artikel

Bitte gebe deinen Kommentar ein!
Bitte gebe hier deinen Namen ein

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.