Sogenannte Steueroasen sind für die Meisten gemütliche Urlaubsziele, doch für Super-Reiche und Unternehmen die perfekte Möglichkeit wenige oder sogar keine Einkommens- oder Vermögenssteuern zu zahlen. Beispiele für die Kompliz:innen der Steuervermeider:innen, oder auch Offshore-Zentren genannt, sind die Britischen Jungferninseln (GB), Bermuda oder die Schweiz. Auch die Vereinigten Emirate sind durch das pilgerähnliche Verhalten diverser steuervermeidender Influencer:innen in den letzten Wochen und Monaten näher in den Fokus als Steueroase gerückt.
Gibt es Steueroasen innerhalb der EU?
Ja! Durch Steueroasen wie den Niederlanden, Luxemburg oder Zypern verliert die Europäische Union durch Steuerhinterziehung 850 Milliarden Euro und durch Steuervermeidung 150 Milliarden Euro. Dieses Geld könnte die Europäische Union sicherlich gut für den Wiederaufbau der Wirtschaft und im Kampf gegen die steigenden Arbeitslosenzahlen gebrauchen. Österreich hat alleine 2018, also in einem einzigen Jahr, 1.3 Milliarden Euro durch Steuervermeidung verloren, das sind die jährlichen Gesamtausgaben fürs Kinderbetreuungsgeld.
Wird in den Niederlanden so viel erfunden, sind die in Malta so kreativ oder warum liegen dort überdurchschnittlich viele Patente und Marken?
Großkonzerne schenken ihren Konzerntöchtern z.B. in den Niederlanden oder auf Malta Patentrechte oder Markenrechte, zahlen dann an ihre Konzerntöchter Lizenzgebühren um damit sieben statt 19 oder 25 Prozent Körperschaftssteuer zu zahlen. Dieser Trick bringt die EU um Milliarden und schädigt unsere Wirtschaft enorm. Ein Beispiel hierfür ist das Unternehmen XXXLutz, das mit solchen Tricks jährlich mehrere Millionen Euro am Staat vorbeischummelt.
Warum reden wir von „Steueroasen“ und nicht von Steuervermeidung?
Die Macht der Sprache ist uns allen bekannt. Das Wort „Steueroase“ ist ein sehr blumiger Begriff, wenn wir eigentlich von Steuervermeidung sprechen müssten. Steuern sind an sich etwas sehr gutes. Über Steuern finanzieren wir unser Gesundheitssystem, die Straßen oder das Schulsystem (und dank Sebastian Kurz auch einen Thomas Schmid).
Wie kann man diese Sauerei also lösen?
Da das Problem der Steuervermeidung kein nationales Phänomen ist, sondern länderübergreifende Lösungsansätze benötigt, muss die Europäische Union handeln. Die EU-Kommission hat schon vor einigen Jahren eine Bemessungsgrundlage der Gewinnsteuer gefordert, die von allen EU-Staaten mitgetragen werden muss. Steuern werden laut EU-Verträgen einstimmig beschlossen. Solche Vorhaben sind zwar gut gemeint, dennoch sind nicht alle EU-Staaten der gleichen Meinung – somit finden sie keine einheitliche Lösung. Das neue Steuer-Transparenzgesetz besagt, dass große Konzerne veröffentlichen müssen, wie viele Steuern sie in allen EU-Ländern zahlen. Dieses Gesetz wird 2023 voraussichtlich in Kraft treten und somit auch einen Meilenstein im Kampf gegen Steuersünder:innen darstellen.
Quellen:
https://kontrast.at/spoe-oevp-neos-eu-steuerpolitik/
https://www.sn.at/wirtschaft/oesterreich/durch-steuertricks-entgehen-oesterreich-1-3-mrd-83584123
https://kontrast.at/xxx-lutz-steuern-malta/
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