Der Kauf-nix-Tag wurde 1992 vom Künstler Ted Dave ins Leben gerufen und ist seither die Gegenveranstaltung zum bekannten „Black Friday“. Statt den Rabatten und Angeboten der Kaufhäuser am Beginn der Weihnachtszeit zu verfallen, übt man sich stattdessen im 24-stündigen freiwilligen Konsumverzicht. Doch inwiefern können wir auf Konsum verzichten und welche Rolle spielt der individuelle Kaufverzicht bei der Schonung der natürlichen Ressourcen? Ein Erklärungsversuch in zwei Teilen.

Wir konsumieren. Sei es, um Nährstoffe zu uns zu nehmen, uns weiterzubilden oder uns selbst durch Kleidung, Haarstile, Logos etc. zu inszenieren. Klar ist, wir konsumieren ständig. Wir können gar nicht nicht-konsumieren. Und obwohl wir schon immer konsumieren, hat sich in den letzten Jahrzehnten etwas verändert, das einen weitreichenden Einfluss auf uns alle hat. Wir konsumieren so viele Ressourcen, dass wir an unsere planetaren Grenzen stoßen und somit die Lebensqualität aller gefährden. Doch wie kommen wir aus dieser Spirale raus?

Die planetaren Grenzen
Jährlich berechnet das Global Footprint Network den Tag an dem die Nachfrage der Menschheit nach ökologischen Ressourcen und Dienstleistungen das übersteigt, was die Erde in diesem Jahr regenerieren kann. Während dieser Tag (= Welterschöpfungstag) im Jahr 1970 noch mit dem 30. Dezember berechnet wurde, lag er dieses Jahr schon am 29. Juli. Umgerechnet bedeutet das, dass wir 1,7 Erden bräuchten, um den menschlichen Bedarf nach Ressourcen zu decken und keinen zusätzlichen „Abfall“ wie z.B. CO2 in der Atmosphäre (durch die erhöhte CO2 Konzentration in der Atmosphäre kommt es zum verstärkten Treibhausgaseffekt und damit zur Klimaerhitzung) zu produzieren.

Globale Ungerechtigkeit
Richtet man einen genaueren Blick auf die Datenlage, ist erkenntlich, dass die Nutzung der Ressourcen global sehr ungleich verteilt ist. In der folgenden Abbildung ist der durchschnittliche ökologische Fußabdruck pro Person zu erkennen. Je dunkler die Farbe, desto mehr Ressourcen beansprucht eine Person in diesem Land.

Ressourcenverteilung Global
Quelle: https://data.footprintnetwork.org/?_ga=2.17225084.473059460.1634896200-1030761338.1634896200#/

Das österreichische Verbrauchsniveau
Um im Rahmen der verfügbaren bzw. wieder regenerierenden Ressourcen unseres Planeten zu leben, müsste der weltweite ökologische Fußabdruck pro Person bei 1,7 globalen Hektar liegen. Während allerdings eine Person in Mali 0,9 globale Hektar und eine Person in China 3,7 globale Hektar beansprucht, liegt ein Österreicher/eine Österreicherin bei 6 globalen Hektar. Oder anders ausgedrückt, würden alle Personen auf der Welt den gleichen Ressourcenverbrauch haben, wie eine Person in Mali, dann würden wir mit einer Erde auskommen. Würden alle so leben, wie eine Person in China dann bräuchten wir 2,3 Erden und würden alle so leben wie eine Person in Österreich, dann bräuchten wir 3,8 Erden.

Ressourcenverbrauch

Doch woher kommt dieser hohe österreichische Ressourcenverbrauch?
Diese Frage kann man von zwei Seiten beantworten. Einmal aus der Produzent:innen- und einmal aus der Konsument:innenperspektive.
In den folgenden zwei Grafiken ist zu sehen, welche Sektoren für den Material- und CO2-Fußabdruck verantwortlich sind und wo dieser Anteil anfällt.

Fußabdruck Österreich
Quelle: BMK (2020)
Fußabdruck Österreich
Quelle: BMK (2020)

Der Großteil des Ressourcenverbrauchs (75%) und auch der CO2-Emissionen (65%) fällt innerhalb Österreichs an. Gleiches gilt für die meisten Sektoren, mit Ausnahme der verarbeitenden Industrie; hier ist das Verhältnis genau umgekehrt: 63% des Material-Fußabdrucks und 68% des CO2-Fußabdrucks sind Umweltbelastungen, die im Ausland entstehen. Die Veränderung zwischen 2000 und 2015 zeigt, dass eine Reduktion der CO2-Emissionen ausschließlich in den Produktionsstätten im Ausland zu verzeichnen war. Der Material-Fußabdruck innerhalb Österreichs ist zwar gesunken, allerdings ist die Ressourcenbelastung im Ausland, vor allem in der verarbeitenden Industrie, gestiegen.

Weitere Analysen der Studie im Auftrag des Klimaministeriums (BMK 2020) zeigen, dass die treibende Kraft hinter dem gestiegenen Ressourcen- und CO2-Verbrauch das Wirtschaftswachstum ist. Verbesserungen durch eine Veränderung der Wirtschaftsstruktur (z.B. durch weniger CO2-intensive Wirtschaftsaktivitäten) oder durch Verbesserungen in der Ressourcenintensität werden durch einen stark wachsenden Wirtschaftsoutput mehr als kompensiert. Eine Abkehr vom Wachstumsparadigma hin zu einer Fokussierung auf gesellschaftlichen Wohlstand bei absoluter Reduktion der Umweltbelastung (Ressourcenverbrauch und CO2-Emissionen) wäre daher dringend notwendig.

Quellen

Planetare Grenzen: https://www.stockholmresilience.org/research/planetary-boundaries/the-nine-planetary-boundaries.html

Global Footprint Network: https://www.footprintnetwork.org/

Welterschöpfungstag: https://www.overshootday.org/about-earth-overshoot-day/

Ökologischer Fußabdruck: https://www.footprintnetwork.org/our-work/ecological-footprint/

Globaler Fußabdruck: https://data.footprintnetwork.org/?_ga=2.17225084.473059460.1634896200-1030761338.1634896200#/

BMK (2020): Ressourcennutzung in Österreich 2020; Band 3, Wien WU Wien (2016): Nachhaltiger Konsum; Inputpapier für die Implementierung von RESET2020, Wien

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