Rund 100 000 Geflüchtete sind es, die nach Angaben des griechischen Migrationsministeriums in den Flüchtlingslagern Griechenlands leben. Damit wird die Kapazität der Lager, die für rund 7 – 10 Tausend Personen gedacht sind, um ein Vielfaches überschritten.

Das Resultat? Dicht aneinander gedrängte Menschenmassen, zusammenpfercht auf engstem Raum.

Es gibt kaum fließendes Wasser und miserable Hygienebedingungen. Und das in einer Zeit, in der Abstand halten und regelmäßiges Händewaschen als oberste Maxime gilt. Insbesondere für Alte, Kranke und andere Schutzbedürftige im Lager stellt die Ausbreitung des Coronavirus eine massive Bedrohung dar. Doch auch abseits der globalen Pandemie sind die Lebensbedingungen in den griechischen Lagern alles andere als würdevoll.

Als zu Beginn der Krise mehrere Coronafälle verzeichnet werden konnten, wurden einige Geflüchtete von den Lagern in Hotels umgesiedelt – auf Initiative der EU-Kommission in Zusammenarbeit mit dem UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge.  Einige europäische Länder kündigten an, Kinder und Jugendliche aus dem griechischen Flüchtlingslager Moria zu holen.

Doch was ist davon geblieben? Relativ wenig.

Während die Elite Europas schweigt versuchen Nichtregierungsorganisationen und Aktivist:innen auf die prekäre Lage in Griechenland aufmerksam zu machen. Aber wieviel Information kommt im Mainstream tatsächlich an? Wie viele Medien berichten über die humanitäre Krise in den Lagern?

Charles-André Habib/Flickr.com; Ein Kind auf Lesbos.

Aus Österreich kommt nur Ablehnung

Auch in Österreich scheint das Thema in Vergessenheit geraten zu sein. Ob dies auf mangelndes Interesse oder auf mangelndes Verantwortungsbewusstsein der Bevölkerung zurückzuführen ist, kann jede:r am besten für sich selbst beurteilen. Auf politischer Ebene kann eine Kombination aus beidem beobachtet werden. Die ÖVP macht seit jeher keinen Hehl daraus, Geflüchteten selbst die Schuld für ihre miserable Lage zuzuweisen. Sie hätten sich halt nicht auf den Weg nach Europa machen sollen. Pech gehabt. Auch die Grünen scheinen mittlerweile dieser Ansicht zu sein.

Viele Bürgermeister aus ganz Österreich haben sich bereit erklärt, Kinder aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria zu retten. Die türkis-grüne Regierung lehnte die Anträge von SPÖ und Neos immer wieder ab.

Düstere Zukunftsaussichten

Eines steht fest: Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Leben in Sicherheit und Würde. Es ist unsere Verantwortung als Bürger dieses Landes, sich dafür stark zu machen, einen Teil der Geflüchteten in Österreich aufzunehmen. Das langfristige Ziel kann jedoch nur eines sein: Menschliche Asylpolitik. Das beginnt mit legalen Fluchtwegen, würdevollen Unterkünften und geht weiter mit tatkräftiger Unterstützung bei der Integration und Mitsprache in der Politik des jeweiligen Landes. Und das auf zusammen auf europäischer Ebene. Werden diese Ziele in den nächsten Jahren nicht ehrgeizig verfolgt, bleiben die Zukunftsaussichten wohl eher düster.

Zeigen wir Verantwortung!

Gerade in Zeiten, in denen „Gutmensch“ als Beleidigung durchgeht und das Ertrinken von Geflüchteten an den Grenzen der Europäischen Union vielfach als Lappalie abgetan wird, ist es umso wichtiger, dass wir uns intensiv mit diesem Thema auseinandersetzen. Wenn wir es nicht machen, wird es niemand tun.

Wenn Medien nicht über die Situation in den Lagern informierEN, müssen wir es selbst in die Hand nehmen. Aber wie?

Es gibt viele Initiativen, die einen Einblick in die Lebensrealität der Geflüchteten geben. Eine besonders wichtige Gruppe von Menschen hat sich in Zusammenarbeit mit den griechischen Organisationen gegründet, um die Situation vor Ort besser unter Kontrolle zu bringen und auf das Thema weiter medial aufmerksam machen zu können. In Anlehnung an die „White Helmets“, eine selbst organisierte Gruppe von Syrer:innen, die seit Ausbruch des Krieges 2011 medizinische Versorgung in Syrien anbietet, hat sich auch im Lager in Moria, Lesbos eine Gruppe von syrischen und arabischen Geflüchteten formiert. Diese nennt sich „Moria White Helmets“ und hat es sich zum Ziel gemacht, anderen Menschen in den Flüchtlingslagern zu helfen und über die anhaltende Gefahr von Covid-19 im Flüchtlingslager Moria zu informieren. Diesen Gruppen kann man auch auf Social-Media-Kanälen folgen. Auf diese Art bekommt man Informationen aus erster Hand und kann sich gewissermaßen selbst ein Bild von der Lage machen.

Darüber hinaus informieren auch NGOs über die Lage vor Ort. So bietet Refugee Trauma Initiative etwa psychosoziale Unterstützung in den Flüchtlingslagern Griechenlands an. Angesichts der globalen Pandemie berichten sie auch vermehrt über die Auswirkungen auf Geflüchtete. Die Organisation Hias – welcome the stranger, protect the refugee unterstützt mit Rechtsberatung bei Asylverfahren und begleitet die um asylwerbenden Personen in diesem Prozess. Auf ihrem Blog berichtet die NGO über ihre Arbeit mit Geflüchteten. Die Organisation Impact Initiatives veröffentlicht in regelmäßigen Abständen wissenschaftlich fundierte Daten zu diesem Thema und fördert so die Entwicklung von zielgerichteten Maßnahmen und Programmen zur Unterstützung von Geflüchteten.

Mit ihrem unermüdlichen Einsatz leisten diese NGOs und zivilgesellschaftlichen Gruppierungen unglaubliche Aufklärungsarbeit. Nur durch unsere Unterstützung können wir ihren Forderungen nach einem würdevollen Leben in Sicherheit und Gesundheit für die Geflüchteten mehr Gehör verschaffen.

Was können wir außerdem noch tun?

Eine junge Aktivistin hat auf der Plattform „mein #aufstehen“ eine Petition gestartet. Sie appelliert an Bundeskanzler Sebastian Kurz die Lage der Geflüchteten in Griechenland ernst zu nehmen und Hilfe zu leisten. In einem der reichsten Länder der Welt muss es möglich sein, umfassende Hilfspakete zur Verfügung zu stellen und Familien aus den griechischen Flüchtlingslagern aufzunehmen.

Unterschreibe auch DU diese Petition und hilf mit deiner Unterschrift die Regierung zu einem Kurswechsel zu bewegen. Nur durch gemeinsamen Druck auf Politik und Medien können wir der unmenschlichen Asylpolitik ein Ende setzen.

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