Portrait James Hersey

Der vielfältige Künstler James Hersey singt sanfte und tiefgehende Elektropop Songs und erzählt über seine musikalischen Wurzeln sowie über einzelne Stationen seiner Musiker-Karriere.

Politikon: James, ich habe dich als Teenager kennengelernt und dann – viele Jahre später – „plötzlich“ auf FM4 gehört: Du bist mittlerweile erfolgreicher Musiker und hast die Welt bereist. Du warst 2013 zudem FM4-Soundparkband des Monats, wurdest für den Amadeus Award nominiert und warst in den Ö3-Top 40, sowie in den deutschen Charts. In Italien wurdest du 2017 sogar mit Gold ausgezeichnet für deine Single Miss you. Bitte erzähle von deinem Werdegang: Wie verlief der Weg vom kreativen Jugendlichen zum etablierten Künstler?

James Hersey mit Gitarre

James Hersey: Hey Hanna! Ja, seitdem ist einiges passiert. Als wir uns kennengelernt haben, waren wir, wenn ich mich richtig erinnere, auf einer Anti-Kriegs-Demo. Das war kurz nachdem George Bush verkündet hatte, mit amerikanischen Truppen in den Irak zu ziehen. In den Jahren darauf habe ich mich auch eher mit politischer Musik ausgedrückt … ich war in verschiedenen Punk Bands und schrieb nebenbei auf der Akustikgitarre „heimlich“ meine sanften Liebeslieder. Irgendwann hatte ich dann genug Songs für eine EP und brachte meine selbstproduzierte CD mehrere Male hintereinander zu FM4. Nach dem fünften Mal spielten sie meinen Track schließlich! Mein Durchbruch war dann 2014 mit dem Song Coming Over. Er wurde häufig remixed, dadurch immer berühmter und ebnete den Weg für den Rest meiner Karriere. In New York traf ich, im Zuge dessen, den Gründer des legendären Indie-Labels Glassnote Records. Dort bin ich bis heute unter Vertrag.

Politikon: Wolltest du denn schon immer Musiker werden? Und, was war dein Plan B?

James Hersey: Ich habe bereits mit 15 Jahren bemerkt, dass meine Berufung – in welcher Form auch immer – in der Musikwelt sein würde. Ob das als Musiker, Pädagoge, Techniker oder eben als Künstler sein würde, war mir eher egal, aber, um ehrlich zu sein, wollte ich immer lieber in die Industrie als in die Schulklasse. Natürlich freue ich mich sehr, dass ich heute tatsächlich von meiner Musik leben kann.

Politikon: Welche Musiker:innen bzw. Bands inspirieren deine Arbeit?

James Hersey: Ich habe endlos viele Vorbilder, aber ich nenne mal eine Handvoll: Meine größten Einflüsse sind Paul McCartney, Stevie Wonder und The Police. Ob es die Einstellung zum Songwriting, die Energie auf der Bühne oder, die Absicht hinter den Produktionen ist – ich weiß es nicht… jedenfalls begleiten mich diese Künstler bei allem, was ich tue. Auch wenn meine Musik ganz anders klingt als ihre. Bezüglich aktuellerer Musik: zurzeit finde ich den Isländer Dadi Freyr richtig gut.

Politikon: Auf deinen Touren spieltest du sogar als Support Act für Will.I.Am. Wie war die Zusammenarbeit? Gab es etwas, dass dich besonders inspiriert hat?

James Hersey: Das ist heuer zehn Jahre her, wow! Will.I.Am hat damals nur ganz kurz „Hallo“ gesagt und grinsend gewunken. Besonders inspirierend fand ich seine Solo-Freestyle-Session direkt nach der Show. Die Bühne war leer, er setzte sich mit einer Drum Machine hin und machte fast eine Stunde lang alleine Musik. Er improvisierte in einem kleinen Rahmen und es war wahnsinnig gut! Weitere Bands, mit denen ich auf Tour war, und wo es sogar zu einer Zusammenarbeit kam, waren Honne, Milky Chance, und filous. Von Honne gibt es einen tollen Remix von Miss You, mit Milky Chance habe ich zwei EPs veröffentlicht und mit filous machte ich einen Song namens How Hard I Try.

Politikon: Die Bildsprache deiner Musikvideos erinnert teilweise an Clips aus den späten 90ern bzw. frühen 2000ern. Wie würdest du deinen artistischen Stil bezeichnen?

James Hersey: Zurzeit finde ich 3D-Rendering spannend, deswegen mache ich auf YouTube für alle Singles „lebendiges” Artwork. Im nächsten Musikvideo liegt der Fokus auf Tanz. Ich würde meine Kunst allgemein als beobachtend und nachdenklich beschreiben-es zahlt sich also auf jeden Fall immer aus, genau hinzuhören und -zu schauen!

Politikon: Am 1. April 2020 hast du ein Gedicht über Corona via FM4 veröffentlicht. Bitte teile dieses mit uns!

James Hersey: Der Titel lautet:

“THANK YOU FÜRS AT HOME BLEIBEN“

Weil jetzt outside is‘ a Virus

Who can leider infizier us

Müss ma alle stay’n at home

And vergnügen uns alone

Manche read’en ihre books

Manche look’en out the Fenster

Aber mostly sind wir lonely

Und im phone suchen die answer

Für die health von uns’ren Eltern

Und die future uns’rer children

Ist jetzt social distance wichtig

D’rum soll nix uns from it hindern

Also please bleibt’s alle home

Ruft’s die friends an mit’m phone

Und enjoyt’s a bissl quiet

Weil danach wird’s wieder wild

Wenn sich everybody raustraut

Und no fear hat vor den neighbors

When wir healthy und g’sund ausschauen

Dann werdn’s deppat schauen, die haters

Dann is outside zwar der virus

And versuch’s to infizier us

Aber we have dann die Impfung

And the virus has no Wirkung!

THANK YOU FÜRS AT HOME BLEIBEN!

James Hersey

Politikon: Genial! Ein Blick in die Zukunft: Was steht denn als Nächstes an bzw. woran arbeitest du aktuell?

James Hersey: Ich bin endlich fertig mit meinem neuen Album, das noch im Herbst erscheinen soll. Es wird international veröffentlicht. Mein Team und ich hatten bereits vor Covid damit angefangen, mussten dann jedoch coronabedingt den Rest aus der Ferne produzieren, was nicht immer ganz so einfach war. Mein aktueller Song Closer feat. Chromeo mit viel Electro-Funk und Dancevibe soll jetzt erstmal auf den Sommer einstimmen. Danach kommen noch ein oder zwei Singles und dann geht es wieder Richtung Album!

Politikon: Danke, alles Gute und weiterhin viel Erfolg!

Hanna Randall hat Musiksoziologie und Volksschullehramt in Wien studiert. Nebenbei singt sie in einer Band und erforscht die vielfältige Musik- und Kulturszene Wiens.

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